Hunderassen Pont-Audemer Spaniel

Pont-Audemer Spaniel

Geschichte:
Bis weit ins 19. Jahrhundert zählten Sümpfe und Torfmoore in Frankreich zu den beliebtesten Jagdgründen. Dann jedoch legte man immer mehr Feuchtgebiete trocken, um größere bebaubare Flächen zu gewinnen – eine Maßnahme, die der heimischen Fauna, vor allem den Vögeln, einen herben Schlag versetzte. Aus diesem Grund richtete man Schutzzonen für Zugvögel ein, und inzwischen gibt es nur mehr wenige Sumpfgebiete, in denen die Jagd noch erlaubt ist. Diese Entwicklung führte zum stetigen Niedergang der Wasserhunde, und besonders der Pont-Audemer Spaniel stand kurz vor dem Aussterben. 1998 verzeichnete das französische Zuchtbuch nur noch elf Neueinträge... Wie aber begann die Geschichte dieses hübschen Jagdhundes im üppigen, braungrau schillernden Fell?

Der Abé Gerard vertrat die Ansicht, der Pont-Audemer Spaniel (franz.: Epagneul Pont-Audemer) sei aus einer Kreuzung zwischen alten englischen und irischen Wasserspaniels einerseits und dem französischen Picardie Spaniel andererseits hervorgegangen. Vermutlich waren aber auch der Barbet und der Pudel an der Entstehung beteiligt. Benannt ist dieser Hund nach der normannischen Stadt Pont-Audemer. Mann kannte ihn zwar auch außerhalb der Normandie, doch war sein Verbreitungsgebiet insgesamt eher klein.

Gigantisch waren die Bestandszahlen der Rasse nie, doch der Pont-Audemer Spaniel genoß, zumindest zweitweise, an der gesamten nordfranzösischen Küste einen ausgezeichneten Ruf. 1886 führte der Hundeverband Le Havre strenge Zuchtrichtlinien ein, und bald darauf trat der Hund aus seinem Schattendasein kurz ins nationale Rampenlicht. Doch der Erfolg, den er so sehr verdient gehabt hätte, blieb ihm verwehrt. Anfang des 20. Jahrhunderts kannte man ihn wieder fast nur im Nordwesten des Landes. Durch die beiden Weltkriege schrumpfte der Bestand noch weiter, und 1945 gab es nur noch einige wenige Exemplare. Um zu verhindern, daß dieser wertvolle Hund gänzlich von der Bildfläche verschwand, baute man ihn mit Hilfe des Irischen Wasserspaniels wieder auf, bedauerlicherweise jedoch ohne großen Erfolg.

Wesen, Haltung:
Beim Jagen in Sümpfen und tiefen Gewässern ist der Pont-Audemer Spaniel nicht zu schlagen. Die Natur hat ihn mit einem nahezu wasserundurchlässigen Fell ausgestattet, so daß sich der begnadete Schwimmer im nassenElement einfach pudelwohl fühlt. Diese Liste seiner Talente ist damit jedoch noch lange nicht erschöpft!

P. Bellecroix, französischer Kynologe aus dem 19. Jahrhundert, galt als Liebhaber britischer Hunderassen, konnte sich jedoch auch endlos für den Pont-Audemer Spaniel begeistern: „Er ist schlichter, härter gegen sich selbst und vor allem eifriger bei der Sache als der Epagneul Francais, besitzt aber auch dessen Intelligenz, Gelenkigkeit und Sanftmut <...>; auch zum Vorstehen eignet er sich. Für das Jagen zu Wasser wüßte ich keinen Besseren: Im dicht bewachsenen Torfmoor, wo man vor allem Kraft und Ausdauer braucht, habe ich den Epagneul Francais schon schlappmachen sehen – einen Pont-Audemer Spaniel noch nie! Beim Stöbern in unzugänglichem Gestrüpp hat mir seine intelligente Vorgehensweise schon häufig wertvolle Dienste geleistet. Mancher Pont-Audemer kann es sogar mit dem eifrigsten Cocker aufnehmen! Für mich gehört dieser außergewöhnliche Hund zu den erhaltenswertesten Rassen, weil er so vielseitig einsetzbar ist. Ich würde es wirklich bedauern, wenn wir den Pont-Audemer verlieren würden.“

Dennoch – trotz dieser vielen Komplimente war das Schicksal dem Pont-Audemer Spaniel nicht gerade wohlgesonnen, und er ist inzwischen ziemlich in Vergessenheit geraten. Dabei ist er ein richtiges Universaltalent: Ein Hund, der in Feuchtgebieten arbeitet, ist per se außergewöhnlich hart im Nehmen, denn im Wasser kommt man wesentlich schlechter voran als auf festem Boden. Darüber hinaus steht der Pont-Audemer fest vor, eignet sich als Retriever, aber auch als Stöberhund, den Selbst das dichteste Dickicht nicht aufhalten kann. Da aber sein Aktionsradius relativ begrenzt ist, arbeitet er am liebsten auf überschaubarem Gelände. Ganz wichtig: Der Pont-Audemer Spaniel ist nicht nur Jäger – auch als Familien- und Begleithund zeigt er sich von seiner besten Seite.

Vernünftig, geduldig und liebevoll: Der Pont-Audemer Spaniel hängt sehr an seinem Halter und würde im Notfall auch nicht zögern, ihn zu verteidigen. Normalerweise kann er kein Wässerchen trüben, doch unerwünschte Gäste verscheucht er durch zorniges Gebell. Er wünscht sich ein schlichtes Leben auf dem Lande. Lassen Sie sich von seiner Lockenpracht nicht täuschen: Er ist überhaupt kein Salonhündchen, sondern ein richtiger Naturbursche.

Wie alle Spaniels, so eignet sich der Pont-Audemer auch als Familienhund. Er ist sehr gutmütig und spielt stundenlang, ohne ungeduldig oder ärgerlich zu werden. Voraussetzung ist natürlich die richtige Erziehung - von Hund und Kind.

Seit eh und je ist der Pont-Audemer Spaniel ein Jagdhund gewesen. Zwischen vier engen Wänden kann sein tadelloser Charakter auf Dauer nur Schaden nehmen. Daher muß er unbedingt in einem Haus mit Garten leben. Ein riesiges Gelände braucht er dagegen nicht: Etwa 500 qm reichen ihm vollkommen, um sich die Pfoten zu vertreten und überschüssige Energie herauszulassen. Falls er nicht jagt, pflegt er die kräftigen Muskeln und seine sozialen Beziehungen durch sehr viel Auslauf. Begegnungen mit Artgenossen sind ihm wichtig, denn Spielen gehört zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. Generell hält sich der Pont-Audemer gern draußen auf und kann ganzjährig an einem geschützten Platz in der Hundehütte schlafen.

Ernährung, Pflege:
Der Pont-Audemer braucht täglich etwa 300 g mageres, in Stücke geschnittenes Fleisch, das Sie einmal pro Woche durch gegarten Fisch, hartgekochte Eier oder Innereien ersetzen können; dazu gehören 150 g gründlich gegarter und abgespülter Reis oder die gleiche Menge an Nudeln oder Getreide sowie 150 g gekochtes Gemüse. Fügen Sie seiner Tagesration einen Löffel Hefe, einen Löffel Maiskeim- oder Sonnenblumenöl hinzu, oder ergänzen Sie die Nahrung einfach durch ein fertiges Zusatzpräparat aus der Apotheke. Auch Fertignahrung akzeptiert er problemlos. Während der Jagdsaison braucht er zusätzliche Proteine. Im Alter dagegen sollten Sie auf eine schlanke Linie achten, denn alle Spaniels neigen zu Übergewicht.

Seine Pflege beschränkt sich im Grunde auf regelmäßiges Bürsten. Nach jedem Waldspaziergang oder Streifzug durchs Unterholz entfernen Sie kleine Ranken und dornige Ästchen, die an seinem Fell hängengeblieben sind. Kommt er dreckig und stinkend aus dem Sumpf, hilft nur noch ein Bad, bei dem Sie aber auf allzu viel Shampoo verzichten sollten, denn es schädigt sein Fell. Ab und zu überprüfen sie auch den Zustand der Sohlenballen: Zwischen seinen Zehen setzen sich gern Gräser und Steinchen fest.

Widerristhöhe:52 bis 58 cm für beide Geschlechter.

Gewicht:Ca.20 kg für beide Geschlechter.

Farbe:
Kastanienbraun, vorzugsweise grau durchsetztes Kastanienbraun, mit dem Farbschimmer welken Laubes.

Durchschnittliche Lebenserwartung:12 Jahre

Andere Namen: Èpagneul Pont-Audemer.

Weitere Infos unter:

zurück zur Übersicht