Hunderassen Pyrenäenschäferhund

Pyrenäenschäferhund

Geschichte:
Man kann immer wieder hören und lesen, daß gewisse Hunderassen, darunter auch der Pyrenäenschäferhund, von asiatischen Kampfhunden abstammen, die mit Tschingis Khan und seinen Truppen in den Westen kamen. Hier sollen sie sich mit einheimischen Hunden verpaart haben, und die Nachkommen hätten sich dann – in unserem Fall – in den Pyrenäen angesiedelt und dem dortigen Klima angepaßt ... Solche Verbindungslinien sind zweifellos dem Reich der Phantasie zuzuschreiben. Tatsächlich weiß man wenig Gesichertes über Herkunft oder Ursprung des Pyrenäenschäferhundes. Für die Bergbauern in den Pyrenäen steht jedoch fest, daß ihr Schäferhund wie auch der Pyrenäenberghund von jeher eng mit der Bergwirtschaft verbunden waren.

Was hat man dem kleinen Zottel nicht alles nachgesagt! Auch mit dem Pyrenäenberghund sollen ihn angeblich Blutsbande verknüpfen ... Dabei hatten der leicht gebaute Schäfer- und der schwere Berghund nun wirklich niemals etwas miteinander, sie waren leidlich Kollegen und meisterten ihren Job gemeinsam ganz famos. Jahrhundertelang brachten Sie Schaf- und Vieherden in der rauhen Bergwelt sicher von einem Weideplatz zum nächsten. Dieser Schäferhund ist sehr mutig, daran besteht kein Zweifel, egal ob er zum Typ „Museau normal“, also dem Typ mit behaarter Schnauze, oder zum Typ „Face rase“, also zum Typ „Glattgesicht“ gehört.

1916, mitten im Ersten Weltkrieg, kam der französische Generalstab auf die Idee, den kleinen Vierbeiner aus den Pyrenäen zum Verbindungs- und Begleithund für Patrouillengänger auszubilden. Begierig zu zeigen, was in ihm steckt, tat sich das eifrige Kerlchen auch in dieser Ausnahmesituation derart hervor, daß sich seine pfiffige Intelligenz, Behändigkeit, Ausdauer und vor allem enorme Tapferkeit im Nu herumsprachen. Dennoch hatten diese Hunde wie viele andere herbe Verluste einstecken müssen, bevor sie 1926 endlich offiziell als Rasse anerkannt wurden. Mittlerweile haben sich jedoch in den Pyrenäen schon mehrere seriöse Züchter etabliert, die von den Qualitäten ihres Schützlings durchaus leben können.

Der Pyrenäenschäferhund hat in seiner Heimat Frankreich unfreiwillig immer wieder für Streitereien gesorgt. Man debattiert z. B. leidenschaftlich darüber, ob die doppelte Wolfskralle wirklich toleriert werden soll, auch darüber, ob man ihm die Rute und sogar die Ohren kupieren sollte (was mittlerweile in Frankreich gängig ist). – In Deutschland ist das Kupieren Gott sei Dank verboten.

Wesen, Haltung:
Außerhalb seiner geliebten Heimatberge hat dieser Schafhirte etwas weniger Ausstrahlung. Denn er ist so stark mit der Natur und den Schafherden verbunden, daß jede Faser seines kleinen, stämmigen Körpers bebt, wenn er seiner Arbeit nachgehen darf. Wenn nicht, scheint irgendetwas zu fehlen.

Wer ihm einmal tief in die Augen schaut, erblickt darin die ganze urwüchsige Schönheit der Pyrenäenregion. Für die Bergvölker steht ihr treuer Vierbeiner „Auge in Auge mit dem Gott“ – und darüber lassen sie nicht mit sich reden. Hoch oben im Gebirge treten Talent und Instinkt dieses Schäferhundes besonders deutlich zutage. Kein Schaf entfernt sich von der Herde, ohne daß er es bemerkt und sofort zurückholt. Witzige, aber auch geheimnisvolle Geschichten ranken sich um die Rasse, die angeblich nicht nur jedes verirrte Lämmchen wiederfindet, sondern auch Unfälle vorhersehen und sogar übersinnliche Kräfte entwickeln kann! Ohne je Furcht zu zeigen oder müde zu werden, umkreist er die Herde, erklimmt steile Hänge, wehrt feindliche Tiere ab und scheint dabei niemals zu vergessen, wie viele Schützlinge ihm anvertraut wurden. Leider wird er in diesem Job heutzutage immer weniger gebraucht; die moderne Technik ersetzt den lebendigen Vierbeiner mehr und mehr.

Was also tun mit einem arbeitslosen Hund, den wir noch gar nicht lange genug kennen, um all seine Stärken zu schätzen? Nun, hier sind Züchter gefragt, die auch schon kräftig die Werbetrommel für ihre Rasse rühren und Qualitäten wie Geländegängigkeit, Tapferkeit, Wach- und Schutzinstinkt in den Mittelpunkt stellen. Inzwischen macht der Pyrenäenschäferhund sowohl in Großfamilien als auch kinderlose Paare glücklich; vorbildlich bewacht er Haus und Hof, und wer sich mit ihm anlegt, hat in der Tat wenig zu lachen!

Wer sich auf diesen Hund einläßt, wird zwangsläufig erkennen, daß er für Wohnungshaltung nicht in Frage kommt. Auf begrenztem Raum ginge er jämmerlich zugrunde. Damit sich sein einzigartiger Charakter optimal entfalten kann, sollten Sie ihm ideale Lebensbedingungen schaffen, viel Platz gewähren und Aufgaben übertragen, die ihn voll fordern. Lasen Sie zu, daß er bellt oder sich sonst irgendwie verständlich macht – er gehört einfach nicht zu den stillen Wassern. Herrchen und Frauchen fühlt er sich äußerst verbunden und wünscht sich nichts mehr als einen festen Platz in der Familie mit eigenen Rechten und Pflichten. Enttäuschen Sie ihn nicht, dann erhalten Sie einen Freund fürs Leben, dessen starke Seiten Sie täglich aufs Neue begeistern werden.

Bei den Schafhirten galt der leicht gebaute, kleine Hund als Garant für einen sanften Umgang mit den noch zerbrechlichen Lämmchen. Bis heute bewegt er sich flink, geschickt und geschmeidig, ohne jemanden weh zu tun. Der freundliche Vierbeiner wird auch Ihre Kinder nicht so leicht über den Haufen rennen.

Wer ihn unbedingt in der Stadt halten möchte, muß auf jeden Fall einen Garten oder einen geräumigen Hof zu bieten haben, wo sich der Hund ordentlich die Beine vertreten kann. Laufen ist sein Nonplusultra, so daß ausgedehnte Spaziergänge zur täglichen Pflicht werden; damit tun Sie sich auf dem Land natürlich leichter. Bevorzugter Lebensraum ist natürlich das Gebirge – hier fühlt er sich immerhin fast zu Hause. Die Natur gibt ihm Kraft, er liebt reißende Bäche, Flüsse und Schnee im Winter. Sogar Regen und Kälte versorgen ihn mit mehr Energie als ausgewähltes Kraftfutter aus dem Supermarkt.

Ernährung, Pflege:
Der Pyrenäenschäferhund ist äußerst genügsam und gibt sich selbst mit bescheidenen Mahlzeiten zufrieden. Achten Sie dennoch auf seine Linie, denn kaum bekommt Ihr vierbeiniger Freund mal zu wenig Bewegung, da sitzen ihm die Pfunde auch schon auf den Flanken. Normalerweise frißt er zweimal am Tag; zwischen den Mahlzeiten sollten etwa sechst bis sieben Stunden liegen. Ein 10 kg schwerer Hund braucht ungefähr 250 g Halbtrockenfutter, dem Sie Haferflocken und etwas gekochtes Gemüse beimengen. Ein vorübergehender Mangel an frischer Luft, Sonne und Sport läßt sich keineswegs ausgleichen, doch eine Vitaminkur kann den Hund vor größeren Folgeschäden bewahren.

Wie praktisch: Äste, dorniges Gestrüpp und feuchtes Gras bürsten und kämmen das Fell und reinigen es bis in die Tiefe. Im Sommer sollten Sie lediglich darauf achten, daß sich keine Gräser in die Haut zwischen den Zehen oder unter den Achselhöhlen setzen. Dennoch sollten Sie den Pelz auch mit der Bürste bearbeiten. Wer den Pyrenäenschäferhund in der Wohnung hält, kommt um tägliches Bürsten nicht herum. Totes Haar muß entfernt, der Pelz aufgelockert und belüftet werden, sonst bilden sich im Handumdrehen Ekzeme, weil die Haut nicht atmen kann – Wohnungshaltung ist eben nichts für ihn.

Widerristhöhe:
Langhaar:
40 bis 50 cm für Rüden. 38 bis 46 cm für Hündinnen.
Kurzhaar: Bis zu 56 cm für Rüden. Bis zu 45 cm für Hündinnen.

Gewicht: Langhaar: 8 bis 15 kg für beide Geschlechter.

Farbe:
Hellere oder dunklere Nuancen von Fauve mit oder ohne eingestreuten schwarzen Haaren, manchmal etwas Weiß auf Kopf, Brust oder Pfoten; hellere oder dunklere Nuancen von Grau; Harlekin in verschiedenen Tönungen; reine Farben sind wünschenswert.

Durchschnittliche Lebenserwartung: 14 Jahre

Andere Namen:
Langhaar: Labrit, Berger de Pyrenees.
Kurzhaar: Smooth Muzzled Pyrenean Shepherd Dog.

Weitere Infos unter:

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