Hunderassen Sealyham Terrier

Sealyham Terrier

Geschichte:
Kapitän John Tucker Edwardes, walisischer Landedelmann, begründete Mitte des 19. Jahrhunderts die Sealyham-Terrier-Zucht. Er fuhr erst zur See, ließ sich aber schon mit 40 Jahren pensionieren und widmete sich dann in erster Linie der Jagd. Sein Wohnsitz lag in Sealy Ham, am Ufer des Flusses Sealy in einer entlegenen Ecke der Grafschaft Pembroke. Im Sommer jagte er zu Pferd auf Füchse, im Winter auf Otter, Dachs und Iltis. Die Terrier der damaligen Zeit entsprachen offenbar nicht seinen Vorstellungen, uns so ging er daran, selber niederläufige, zähe, scharfe Terrier zu züchten, die nicht zimperlich waren und kräftig zubeißen konnten. Sie trugen ein derbes weißes Fell, was es Edwardes ermöglichte, seine Beute auch in dichtes Gestrüpp hinein verfolgen zu lassen.

Um sicherzustellen, daß die von ihm ausgewählten Zuchthunde über genügend Charakterstärke verfügten, wandte Kapitän Edwardes recht radikale Methoden an. Zeigten seine Hunde auch nur einen Hauch von Furch, wurden sie sofort erschoßen. Wer die erste Stufe dieser grausamen Selektion passiert hatte, mußte sich danach im Kampf mit Ratte und Iltis beweisen. Zögerte ein Terrier, sich zu den stinkenden Viechern in den Graben zu begeben, machte Edwardes ebenfalls kurzen Prozeß mit ihm. Kein Wunde, daß die Überlebenden dieser Tortur mit allen Wassern gewaschen waren!

Welche Terrierrassen haben denn nun zur Entstehung des künftigen Sealyham beigetragen? Schwer zu sagen, denn damals waren die meisten Rasen noch nicht klar definiert. Deutliche Parallelen sind zu den schottischen Terriern, Westie und Dandie Dinmont erkennbar. Letzterer verfügt z. B. über eine ebenso kräftige Baßstimme wie der Sealyham. Weiterhin kreuzte Edwardes eine niederläufige Varietät des Otterhounds mit ein, aber auch eine ältere Form des heutigen Bullterriers dürfte am Werk gewesen sein. So erblickte eine völlig neue Terrierlinie das Licht der Welt und fand schnell in der ganzen Grafschaft Verbreitung. Der furchtlose kleine Vierbeiner jagte nämlich nicht nur Otter, sondern auch Dachse, Füchse und Wildkatzen.

Edwares` Schwiegertochter führte die Zucht weiter und beschloß, sie berühmt zu machen. Erste Exemplare der Rasse wurden 1903 in Haverfordwest ausgestellt, und bereits 5 Jahre später gründeten Fred Lewis und Lord Kensington den ersten Sealyham-Terrier-Klub. Mit der Anerkennung durch den Kennel Club im Jahr 1911 begann die Model-Karriere des flotten Vierbeiners, für den Hundefriseure schon bald einen eigenen Look kreierten. Vor allem in den 20er und 30er Jahren erlebte die Rasse einen regelrechten Boom und war schwer in Mode. Ihre Arbeitsfähigkeiten blieben dabei allerdings weitgehend auf der Strecke.

Wesen, Haltung:
Der Sealyham gehört - mit Irish Glen of Imaal, English Toy, Brasilianischem und Norfolk Terrier - zu den eher seltenen Vertretern seiner großen Familie. IN Frankreich hat der Airedale-Terrier-Klub die Verwaltung des Rassebestands übernommen: 1998 wurden nur sechst Geburten im Zuchtbuch vermerkt. In Deutschland sieht es etwas besser aus: Seit 1992 gibt es in der Welpenstatistik im Schnitt 20 Eintragungen, im Jahr 1994 waren es sogar schon 61.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts ist aus dem kleinen Teufel nämlich nach und nach ein hervorragender Begleiter geworden, dem der Schalk im Nacken sitzt und der so richtig Leben ins Haus bringt. Im Vergleich zu anderen Terriern ist der Sealyham die Ruhe selbst, er regt sich nicht über jede Kleinigkeit auf und reagiert nur selten nervös. Statt dessen schnüffelt er neugierig überall herum, trabt mit selbstbewußten kleinen Schritten durchs Haus, findet da mal einen Pantoffel, dort mal eine Zeitung, um sein kräftiges Gebiß zu trainieren... Wenn Sie ihn deshalb ausschimpfen, senkt er bewußt den Kopf und protestiert nicht einmal. Kein Vergleich zu den alten Zeiten, als der aufsässige Sealyham keinem Streit aus dem Weg ging! Heute ist er wesentlich flexibler, gehorcht frag- und klaglos, möchte für soviel mustergültiges Verhalten allerdings auch mal gelobt werden.

Trotz seiner geringen Größe weiß sich der Sealyham Terrier auch als Wachhund Respekt zu verschaffen. Natürlich sieht er nicht gerade furchterregend aus, doch sein aufmerksames Wesen und die kräftige Stimme machen so manchen Zentimeter wett. Er ist immer auf der Hut, reagiert blitzschnell, galoppiert mit dem Bauch über den Boden, scheint überall gleichzeitig zu sein und läßt unwillkommene Gäste erst gar nicht ins Haus. Kennt er die Besucher, so geht er gleich völlig anders mit ihnen um. Er zeigt sich von seiner geselligen Seite und heimst mit Feuereifer Streicheleinheiten und kleine Leckerbissen ein. Artgenossen zählt er grundsätzlich zu seinen besten Freunden. Kommt ihm ein anderer Vierbeiner jedoch dumm, zieht auch er nicht den Schwanz ein, sondern stellt sich mutig dem Gegner gegenüber.

Seine Vergangenheit hat der Sealyham keineswegs hinter sich gelassen. Der frühere Otter- und Iltisjäger geht auch heute noch gern seiner Leidenschaft nach, wo immer er kann. Während er überall in Europa Karriere als Mannequin macht, setzen sich einige Engländer vehement für die Erhaltung seiner früheren Jagdqualitäten ein. Sir Jocelyn Lucas of Ilmer stellte nach dem Zweiten Weltkrieg sogar eine Sealyham-Meute zusammen! In Frankreich schätzt man den Hund vor allem als Baujäger: Seit Ende der 40er Jahre verweist die Rasse hier bei entsprechenden Wettbewerben oft sämtliche Konkurrenz auf die Plätze.

Einen besseren Gefährten für Ihre Kinder können Sie kaum finden. Der Sealyham Terrier ist immer gut drauf, für jeden Spaß zu haben und einer quirligen kleinen Rasselbande mit Sicherheit aufrichtig zugetan. Die Kinder müssen aber von Anfang an lernen, den vierbeinigen Spielkameraden respektvoll zu behandeln.

Ein Sealyham Terrier wünscht sich zwar einen Garten, macht aber gute Miene zum bösen Spiel, wenn Herrchen oder Frauchen in einer kleinen Wohnung lebt - vorausgesetzt, er bekommt genügend Auslauf. Er kläfft nicht den ganzen Tag, ist ein eher ruhiger Zeitgenosse und gibt sich alle Mühe, den engen vier Wänden noch etwas abzugewinnen. Ein Schoßhündchen wird er allerdings nie, denn ausgedehnte Streifzüge durch Wald und Feld braucht er wie die Luft zum Atmen. Leider gibt es bei uns in Westeuropa kaum noch Otter: Pelzjäger und Wasserverschmutzung haben den Bestand enorm dezimiert - was der kleine Sealy allerdings noch nicht weiß! Kaum wandert man mit ihm an Fluß oder See entlang, stürzt er unverzüglich ans Ufer und durchstöbert die ganze Böschung auf der Suche nach seiner früheren Lieblingsbeute.

Ernährung, Pflege:
Der Sealy frißt Ihnen nicht die Haare vom Kopf: 135 g mageres, in kleine Stücke geschnittenes Fleisch (am besten Rindfleisch), 70 g Reis, 70 g gekochtes Gemüse (Karotten, grüne Bohnen, Salat...) - und er ist satt. Um seine blendende Erscheinung zu erhalten, fügen sie seiner Tagesration noch einen Löffel Hefe, einen Löffel Maiskeim- oder Sonnenblumenöl oder ein Vitamin- und Mineralien-Präparat hinzu. Fertignahrung erfüllt übrigens auch ihren Zweck, doch um den langen Bart nicht nach jeder Mahlzeit säubern zu müssen, sollten Sie von vornherein zu Trockenfutter greifen. Und wenn er bei Tisch bettelt, Männchen macht, springt und die Pfoten auf die Tischkante stellt? Geben Sie ihm nicht nach, zuviel Naschen schadet nur seiner Gesundheit!

Sein Fell sollte regelmäßig von einem Fachmann getrimmt werden. Has und Oberkopf werden völlig freigelegt, während längere Haare am Fang und den mächtigen Kiefer betonen sollen. Das kurz geschorene, kräftige Hinterteil steht in deutlichem Kontrast zu den Fransen an Gliedmaßen und Rumpfunterseite: Auf diese Weise wirkt der Körper kompakter. Wenn er völlig verdreckt vom Spaziergang nach Hause kommt, sollten sie ihn lieber nicht waschen, denn Shampoo weicht das Haar auf, und sein rauher Pelz gehört doch zu Sealy Markenzeichen!

Widerristhöhe: Maximal 31 cm für beide Geschlechter.

Gewicht: Für Rüden ca. 9 kg, für Hündinnen ca. 8,2 kg.

Farbe:
Weiß oder Weiß mit gelben, braunen, blauen oder dachsfarbenen Markierungen am Kopf und an den Ohren; starke Tüpfelung unerwünscht.

Durchschnittliche Lebenserwartung: 12 bis 14 Jahre.

Weitere Infos unter:

zurück zur Übersicht