Hunderassen Barsoi

Barsoi

Geschichte:
Eine gängige, jedoch nicht recht überzeugende Theorie über die Ursprünge des Barsois besagt, daß dieser Hund von den altägyptischen Pharaonenhunden abstamme. Eine derartig lange Linie läßt sich jedoch nicht wirklich beweisen. Wahrscheinlicher ist vielmehr, daß windhundähnliche Typen sehr urtümliche Haushunde waren und vermutlich zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Plätzen der Welt entstanden sind. Nämlich dort, wo weite baumlose Ebenen die Entwicklung von sehr schnellen Sichtjägern förderten. Eine entsprechende Landschaft bildet auch die russische Steppe. Es ist aber anzunehmen, daß mit asiatischen Völkern auch asiatische Windhunde hierher kamen und sich mit den einheimischen Windhunden vermischten. Eine Malerei in der Sophien-Kathedrale in Kiew aus dem 11. Jahrhundert zeigt eine Treibjagd mit windhundähnlichen Hetzhunden. Anna von Rußland, die 1081 mit dem französischen König Heinrich I verheiratet wurde, brachte drei russische Windhunde mit nach Frankreich. Vom Barsoi im heutigen Sinne kann man da natürlich noch nicht sprechen.

Ab dem 14./15. Jahrhundert waren die Vorfahren der Barsois die Hunde der russischen Großgrundbesitzer und ihre Begleiter bei der Jagd auf Hase, Fuchs und Wolf. Im 18. Jahrhundert erreichten die Hetzjagden des russischen Adels dann einen besonderen Höhepunkt - Hauptzweck war nicht mehr die Jagd an sich, sondern das Zuschaustellen von Macht und Reichtum. Die Leibeigenschaft wurde 1861 aufgehoben, was eine bedeutende Veränderung der Adelsprivilegien mitsich brachte. Diese Veränderung bedeutete auch die Reduzierung der großen Hundemeuten. Jedoch schon bald danach setzte eine zielbewußte stammbuchmäßige Zucht ein.

Der Züchter Max von Stephanitz, Vater des Deutschen Schäferhundes, erinnerte sich lange an folgende Begebenheit: Auf einer Hundeausstellung in Straßburg trafen Barsois durch Zufall mit Deutschen Schäferhunden zusammen. Sie gebärdeten sich daraufhin äußerst aufgeregt, so daß es kaum gelang, die Barsois unter Kontrolle zu bringen. Dieses Verhalten hatte die Ähnlichkeit des Deutschen Schäferhundes mit dem Wolf - der einst Beute der Barsois - ausgelöst.

Ursprünglich wurde die Bezeichnung Barzaja (daher auch Barsoi) im Russischen allgemein für Windhunde verwendet. Ein erster Standard für die Rasse, die wir bei uns heute Barsoi nennen, wurde im Jahr 1888 erstellt. Ein Jahr zuvor hatte der Großfürst Nikolai Nikolajewitsch den führenden Barsoizwinger seiner Zeit "Pechnojagd" gegründet. Die Nachkommen der Hündinn Strela und des Rüden Golub wurden zum Maßstab für den modernen Barsoityp. Aber auch außerhalb Rußlands entstanden Barsoizuchten, etwa diejenige von Karl Friedrich von Preußen. Die Rasse war beim deutschen Adel überhaupt sehr geschätzt, und auf einem Silberhochzeitsfoto des deutschen Kaiserpaares im Jahr 1906 ist ein weißer Barsoi im Vordergrund zu sehen. Wie viele andere Rassen, erlebte auch der Barsoi in den beiden Weltkriegen Rückschläge. Dennoch gelang es nach 1945 aus einer verbliebenen kleinen, reinrassigen Gruppe eine neue Zucht aufzubauen.

Wesen, Haltung:
Dieser Genießer weiß ein weiches Kissen, ein Kaminfeuer und einen feinen Teppich hundertprozentig zu schätzen. In solcher Umgebung strahlt er Trägheit, Sorglosigkeit und Lebensfreude aus. Es kommt vor, daß er stundenlang mit halbgeschlossenen Augen auf dem Sofa liegt und sich keinen Millimeter bewegt. Er liebt seinen Komfort, ist ruhig und still, kann aber bei ungebetenen Störungen schon recht heftig reagieren.

Sobald der Barsoi zu seinem Herrn Vertrauen aufgebaut hat, bringt er ihm auch Zuneigung entgegen. Dabei ist er jedoch immer zurückhaltend - tiefe Gefühle verbirgt er hinter seinem intelligenten Blick, seinem feinen Kopf und seinen vielsagenden Seufzern. Als Wachhund ist der Barsoi etwas ungeeigneter. Da er von Natur aus Fremden gegenüber argwöhnisch ist, muß von Anfang an den Unterschied zwischen Besuchern und Eindringlingen lernen. Wenn er mit zuviel Schärfer erzogen wird, läuft das Herrchen Gefahr, seine alten Jagdinstinkte zu wecken. Mit viel Sensibilität und Feingefühl kann man ihn jedoch zu einem unvergleichlichen Wachhund ausbilden. Er schätzt diese Aufgabe und schöpft viel Lebenskraft darauf.

So gerne die Windhunde auch jagen. Dieses Vergnügen bleibt ihnen untersagt. Denn in Europa (wie auch in Amerika) ist die Jagd mit Windhunden verboten. Er muß seine Energien also anderweitig verbrauchen, wie zum Beispiel beim Herumtollen auf einem großen Grundstück oder bei sportlichen Wettkämpfen, wie Hunderennen.

Bei so einem großen Hund läßt es sich nicht vermeiden, daß ein Haus mit Garten unerläßlich für die Haltung eines Barsois ist. Heute leben diese Hunde nicht mehr in der Meute und Jagen ist auch verboten. Trotzdem braucht er immer noch lange und ausgiebige Spaziergänge in der freien Natur und die Verausgabung bei Hunderennen. Zu Hause gefällt es im am besten, wenn er ein eigenes, ruhiges und komfortables Plätzchen hat.

Ernährung, Pflege:
Für die Entwicklung brauchen die Welpen viel Kalzium, denn sie wachsen schnell und besitzen einen zerbrechlichen Knochenbau. Käse und Gemüse stehen auf dem Speiseplan. Man kann aber auch hochwertige Fertigfutternahrung füttern. Auch die Ernährung des erwachsenen Hundes sollte stets kontrolliert werden. Eine täglich Futterration sollte auf zwei Mahlzeiten am Tag verteilt werden, damit man eine lebensgefährlich Magendrehung vermeidet.

Es empfiehlt sich, die Unterwolle mit einer harten Bürste zu entwirren, ohne dem Hund dabei die Haare auszureißen. Täglich sollte man das Fell mit einem feinen Metallkamm pflegen. Aufgrund seiner Größe läßt sich der Barsoi zu Hause nur schwer baden. Wenn man ihn aber täglich bürstet, ist ein Bad kaum notwendig. Mindestens ein mal im Jahr sollte der Barsoi von einem Hundefrisör einem professionellen Pflegeprogramm unterziehen.

Widerristhöhe:
Die Höhe beträgt bei Rüden 70 bis 82 cm, bei den Hündinnen liegt sie zwischen 68 und 77 cm.

Gewicht: Zwischen 34 und 48 kg für beide Geschlechter.

Farbe: Weiß, gold in allen Schattierungen, fahlrot, schwarz gewolkt, grau, gestromt.

Durchschnittliche Lebenserwartung: 12 Jahre.

Andere Namen: Russian Wolfhound, Psowaya Barsaya, Borzoi

Weitere Infos unter:

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