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Der Bullterrier ein angeblicher Kampfhund

Zweifellos ist die Grundstruktur eines Bullterriers nicht anders als die eines jeden anderen Hundes. Er will um seiner selbst willen geliebt werden, und er braucht Grenzen, die wir Menschen ihm stecken müssen, sonst nimmt er sich das, was er für sein Recht hält. Was ein Bullterrier jedoch absolut und überhaupt nicht braucht, ist eine "harte Hand". So mancher Sadist darf seine abartigen Triebe ungestraft vor den Augen der Öffentlichkeit ausleben, wenn er denn behauptet, "das ist ein Kampfhund, der muß das da so haben." Ein typischer Bullterrier ist extrem führerweich. Mit Lob oder einem mehr oder weniger barsch (abgestuft nach dem Schweregrad des "Vergehens") gesprochenen Wort erreichen wir viel, mit Gewalt zerstören wir nur seine Seele. Zu dieser Gewalt zähle ich auch den Gebrauch von Stachelhalsbändern. Wer so etwas benutzt, sollte seine Fähigkeiten als Hundehalter ernsthaft in Frage stellen. Denn jeder Hund wird mit dem Willen geführt. Das heißt, ich muß für mich als Rudelführer zuerst einmal definieren, "was erwarte ich eigentlich von meinem Tier?" und anschließend habe ich dem das Ergebnis bedachtsam zu vermitteln. Denn egal wie hoch sich seine Fähigkeiten auch einschätze, vierbeinige Gedankenleser sind selten.

Es ist unstrittig, daß Hunde erstklassige Beobachter sind. Sie erkennen, wenn wir schlechte Laune haben, und sie verhalten sich dementsprechend. Von vielen Menschen wird das fälschlicherweise als "der weiß genau, daß er Mist verzapft hat." gedeutet und damit ist der Weg frei, den Frust an Bello auszutoben, obwohl der seine Missetat längst vergessen hat oder gar nicht schuld an unserer Misere ist.

Verlange ich z. B. von meinem Hund, daß er sich Fremden gegenüber abweisend zeigt, dann wird er auch meinen besten Freund eben nicht wie einen solchen begrüßen. Heute Hü und morgen Hott, - bei Hunden funktioniert das nicht. Übrigens, was die Menschenfreundlichkeit angeht: Ein leibhaftiger Bullterrier sollte ein Ausbund davon sein, andernfalls ist während seiner Prägungsphase ein grober Fehler passiert, oder er hat schlichtweg den falschen Besitzer.

Und nun das Wichtigste: Ein Bullterrier braucht Wärme für sein Wohlbefinden! Folglich gehört er auf den Schoß! (Natürlich keine 24 Stunden am Tag.) Doch wer ihn dort nicht haben will, der sollte sich unbedingt nach einer anderen Rasse umsehen. Außerdem lieben Bullterrier es kuschelig. Deshalb sollten die Hunde die Möglichkeit haben, sich im Sofa einzugraben. Für diesen Zweck eignen sich dicke Wolldecken oder Hirtenteppiche hervorragend. Daß ein Bullterrier ebenso wenig wie jeder andere Hund im Zwinger verwahrt werden sollte, versteht sich wohl von selbst.

Und nun etwas wofür ich mich prügeln würde: Bis auf eine Handvoll Ausnahmen ist ein Bullterrier absolut ungeeignet für den herkömmlichen Hundesport. Zickzack-Dressur funktioniert bei ihm nur unter extremem Druck, und damit verliert er seine sprichwörtliche Unbekümmertheit. Im Gegensatz zu einem Gebrauchshund trinkt er seinem Halter nicht jeden Wunsch von den Lippen. Er sieht die Notwendigkeit einfach nicht ein, während der Freifolge mit seiner Vorbrust direkt am linken Knie seines Hundeführers zu kleben, ein halber Meter davor oder dahinter reicht seiner Meinung nach völlig aus. (Letzteres wird eher die Regel sein.) Und wenn er sich bei dem Hörzeichen "Platz!" auf den Rücken legt, dann kostet uns das Punkte, ist jedoch aus der Sicht des Bullterriers perfekter Gehorsam.

Noch etwas zu einem immer wieder gern bemühten Grund, seinem Hund eine lasche Erziehung angedeihen zu lassen. "Das hat sowieso keinen Sinn. Die sind von Natur aus im Umgang mit Artgenossen unleidlich. Daß der andere Rüden attackiert, ist völlig normal." Ist es nicht!! Wie war das noch mit dem erklärten Willen? Ein Hund, der wie ein Bekloppter in der Leine hängt, sieht schlichtweg gräßlich aus. Also, ich für meinen Teil ziehe daraus knallharte Schlüsse auf das Durchsetzungsvermögen seines Halters. Es ist entweder keines vorhanden oder Herrchen findet es in Ordnung, wenn sich sein Köter wie ein Idiot benimmt.

(Das gilt für alle Rassen gleichermaßen!!)

Zum Schluß drei Sätze zum Bewegungsbedürfnis eines gesunden Bullterriers. Wenn er vielleicht auch nicht zu den flottesten Sprintern gehört, (bis auf die Augenblicke, in denen er uns aus purer Lebensfreude einfach über den Haufen rennt.) zwei bis drei Stunden Schnüffeltour pro Tag sind ungeheuer wichtig für sein seelisches Gleichgewicht.

Fazit: Wer zum Spazierengehen zu bequem ist, sollte sich eine Katze halten, oder ganz auf Tierhaltung verzichten.

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